Bei der Chemotherapie maligner Tumoren gilt in den meisten klinischen Ansätzen das Dosis-Wirkung-Prinzip. Dosisintensivierte Therapie führt meist zu höheren Ansprechraten und einer Verlängerung des progressionsfreien Intervalls, in einigen Fällen zu einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit – aber auch zu stärkeren Nebenwirkungen. Ähnliches gilt sowohl für die Fortführung der adjuvanten Chemotherapie nach Remission oder „stable disease“ als auch für neue Kombinationstherapien mit neuen Substanzen.
Das Bemühen, progressionsfreie Intervalle und Überlebenszeiten mit intensivierten Therapieansätzen oder neuen Substanzen zu verbessern, scheitert oft an zunehmender, nicht mehr tolerabler Toxizität. Die Toxizität stellt den limitierenden Faktor dar, zwingt häuft zu dosisreduzierter Therapie oder auch zu Therapieabbrüchen seitens der Patienten.
Dies wiederum führt zu einer Verkürzung des erwarteten progressionsfreien Überlebens und auch des Gesamtüberlebens, womit sich der potentielle Vorteil einer neuen Therapie relativiert. Somit wird der mögliche Gewinn an Überlebenszeit durch gesteigerte Toxizität und/oder toxizitätsbedingte Therapieabbrüche aufgehoben.
Der Stellenwert der Lebensqualität bei der Tumorbehandlung nahm in den letzten 20 Jahren kontinuierlich zu. Richtlinien zur Messung der Lebensqualität „(Quality of Life Scales, QoLS) wurden erstmal in den 1970er und 1980er Jahren von dem amerikanischen Psychologen John Flanagan erstellt 1993 wurde das Quality of Life Department (QLD) im EORTC Daten Center ins Leben gerufen und gewann sehr rasch an Bedeutung und internationaler Anerkennung.
Für jede Tumorart existiert ein adäquat zugeschnittener Fragebogen, in dem die möglichen tumortypischen und auch behandlungstypischen Probleme und Komplikationen hinterfragt werden. Im Ergebnis finden sich tumorbezogen hinsichtlich der zu erwartenden Therapieergebnisse als auch Nebenwirkungen prospektive Aussagen. Eine Meta-Analyse von EORTC-Studien bezüglich der Lebensqualität unter und nach der Therapie verschiedener Tumorentitäten zeigte, dass die Lebensqualität unter Therapie einen prognostischen Faktor darstellt. Bei der Prognosebeurteilung sollte sogar die prospektive Überlebenseinschätzung in Bezug auf Tumorlokalisation auf bestehende Fernmetastasierung und in Bezug auf beabsichtigte Therapieverfahren einbezogen werden, um sich ein verlässlicheres Bild der zu erwartenden Prognose zu verschaffen; denn Patienten mit besserer Lebensqualität während der Therapie leben länger. Insofern rücken „zu erwartende“ oder „zu vermeidende“ Nebenwirkungen in ein anderes Licht.
Gelingt es, eine Tumorreduktion oder Metastasenreduktion mit möglichst wenig Nebenwirkungen zu erreichen so müsste in zweierlei Hinsicht eine Lebensverlängerung zu erzielen sein - infolge der Tumorreduktion und infolge der verbesserten Lebensqualität.
Unsere Stärken