Bei der Elektrochemotherapie wird eine niedrige Dosis eines Chemotherapeutikums mit der Verabreichung eines elektrischen Pulses direkt in die Tumorregion kombiniert. Die elektrischen Pulse verursachen Poren in der Zellmembran, wodurch die Chemotherapeutika in die Zelle eindringen und wirken können. Die Poration ist reversibel, das heißt die Poren schließen sich nach wenigen Minuten wieder.
Niedrig dosierte Chemotherapeutika sind normalerweise nicht effektiv in der Tumorbehandlung, da sie die Zellmembranen des Tumors kaum durchdringen. Mit reversibler Elektroporation kann auch schon eine sehr niedrige, sonst nicht ausreichende Dosis wirken. Die Elektrochemotherapie ist eine Verstärkung der Chemotherapie in der Tumorregion.
Angewendet wird die Elektrochemotherapie bei allen Hauttumoren, bei Brustkrebs, Kopf-Hals-Krebs und Tumoren der Mundhöhle, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkarzinomen sowie Metastasten in der Leber. Aber auch andere Tumore können sich je nach ärztlicher Beurteilung für die Behandlung mittels der Elektrochemotherapie eignen.
Wenn der Arzt Ihnen eine Elektrochemotherapie empfohlen hat, wird zunächst von den Ärzten ein detaillierter Behandlungsplan erstellt. Die Chemotherapiedosierung und die Positionierung der elektrischen Pulse wird genau angepasst. Meist wird die Elektrochemotherapie unter Vollnarkose durchgeführt. Liegt der zu behandelnde Bereich an oder direkt unter der Haut, können die Elektroden direkt an der Haut angebracht werden. Bereiche, welche von außen schlecht zugänglich sind, wie Leber oder Pankreastumore, werden während einer Operation mit Elektrochemotherapie behandelt.
Es ist möglich, die Chemotherapie über eine Vene durch den gesamten Körperkreislauf zu führen oder mit einer arteriellen Infusion direkt in die Tumorregion zu spritzen. Welche Methode für Sie optimal ist, werden die Ärzte mit Ihnen besprechen. Auch eine Kombination aus beiden Methoden ist möglich.
Kurz nachdem die Chemotherapie injiziert ist, nämlich dann, wenn sie die Tumorregion erreicht hat, werden die elektrischen Pulse gegeben. Die Anzahl der Pulse hängt auch von der Größe des Tumors ab.
Die eigentliche Behandlung dauert dann nur wenige Minuten.
Je nachdem ob eine offene Operation stattgefunden hat, beträgt die Dauer des anschließenden Krankenhausaufenthaltes 3 bis 8 Tage.
Falls nötig, kann die Elektrochemotherapie wiederholt werden, um das Ansprechen auf die Behandlung zu verbessern oder neu aufgetretene Tumorknoten zu behandeln.
Es wird ein Abstand von mindestens drei Wochen zwischen den Behandlungen empfohlen.
Die Therapie kann bei Patienten eingesetzt werden, die älter als 18 Jahre sind. Es gibt keine obere Altersbeschränkung für diese Therapie. Der Tumor muss von den Elektroden, entweder durch die Haut oder mittels Operation, erreichbar sein.
Im PRIMO MEDICO Spezialisten-Podcast erläutert unser Ärztlicher Direktor und Chefarzt Prof. Dr. med. Karl R. Aigner die Unterschiede und Vorteile der Elektrochemotherapie im Vergleich zur klassischen Chemotherapie.